Lauter gute Nachrichten - Herzensprojekte (8)
06.04.2019
Bettina Sahling ist Initiatorin und Betreiberin des Internetmagazins https://www.newslichter.de. Dort findet man nur gute Nachrichten! Oder wie sie selbst sagt: „In einer Welt mit aufgeheizten, negativen Meldungen bleiben die vielen sinnvollen und kreativen Dinge oft im Schatten. Wir werfen bei den newslichtern das nötige Licht auf inspirierende, motivierende Meldungen über Menschen, Projekte und Entwicklungen.“
Diese guten Nachrichten, die trotzdem nichts beschönigen, aber den Fokus konsequent verlagern, werden mittlerweile von durchschnittlich 5.000 LeserInnen täglich aufgerufen. Bei Facebook gibt es über 17.000 AbonnentInnen und den wöchentliche Newsletter beziehen 4.800 Menschen.
Was war dein Grund, das Projekt „Newslichter“ zu beginnen?
2008 stand ich an einem Wendepunkt in meinem Leben. Ich war viele Jahre PR- und Marketing-Beraterin, aber vieles funktionierte für mich nicht mehr. Als ich dann aus privaten Gründen nach Hannover umgezogen bin, musste ich mich auch beruflich umorientieren. Ich stellte aber fest, dass ich eher halbherzig Bewerbungen anpackte.
Dann bin ich eine Woche ans Meer gefahren, um darüber nachzudenken, was ich jetzt machen soll. Dort bin ich aber nur krank geworden, so dass ich ohne „Ergebnisse“ den Rückweg mit dem Auto antrat. Es hat fürchterlich geregnet, ich habe Nachrichten gehört und dann kam eine plötzliche Eingebung: All diese schlechten Nachrichten, wenn es doch auch mal gute Nachrichten zu hören gebe! Es ist doch so anstrengend, immer nur die schlechten Nachrichten zu hören und es wiederholt sich alles auch so sehr. Dieser Gedanke hat mich elektrisiert. Aber es war mir auch klar, dass ein gedrucktes Magazin dafür nicht finanzierbar wäre, deshalb habe ich sofort an ein Online-Magazin gedacht. Jetzt war ich aber kein Profi im Computer- oder Online-Bereich. Trotzdem habe ich mit einer grenzenlosen Naivität gedacht, ich könnte das schaffen und habe recht schnell eine erste Fassung davon gescribbelt. Ein Stück weit war ich einfach verrückt. Die Idee war aber so stark und hat mich weiter getragen, so dass die ganzen Bedenken irgendwie keine Rolle gespielt haben.
Irgendetwas war in dieser Vision drin, das kein Zurück mehr zugelassen hat. Später habe ich es für mich verglichen mit der mythologischen Heldenreise. Man hört und folgt den Ruf und dann passiert alles Mögliche auf dieser Reise. Wenn man das alles vorher gewusst hätte, hätte man es wohl nicht getan.
Meine Idee traf bei den Menschen auch gleich auf Resonanz, aber am längsten hat es gedauert, eine Art der Finanzierung dafür zu finden. Ich wollte unbedingt, dass die Inhalte für alle frei zugänglich sind, aber dass die Leute freiwillig etwas dafür geben können.
Ich hab es eigentlich nur geschafft, weil ich Rückhalt durch meine Partnerin und ihre Kinder hatte. Allein hätte ich es wohl nicht durchgestanden. Denn die Ängste kommen sehr schnell, wenn man nicht genug Geld verdient. Ich hätte vorher nicht gedacht, dass es so lange dauern wird, bis es sich trägt. Mittlerweile weiß ich, dass 3-4 Jahre schon ein gängiger Bereich ist, um wirklich etwas zu etablieren.
Dann sind Menschen in meinem Leben erschienen, die mich auf die Idee mit einem Abo und einer Spende-Möglichkeit gebracht haben. Das hat gleich in mir irgendwie „klick“ gemacht und ich habe das Thema Geld bewusst hinzugenommen. Also auch für mich selbst bewusst klargemacht, was ich im Monat verdienen muss und möchte. Ich hab es auch schriftlich gut sichtbar aufgehängt, damit ich es für mich immer klar vor Augen habe, wieviel ich über welche Wege einnehmen möchte. Und das hat tatsächlich etwas verändert. Vorher habe ich das Thema Geld irgendwie so ein bisschen versteckt.
Ich denke mittlerweile, es ist ganz wichtig, dass man sich klare Ziele definiert – vielleicht eine Art Meilensteine. Dass man weiß, wo man hin will und dass es immer auch etwas mit Geld zu tun hat.
Standest du gelegentlich vor Hürden, die dir heute fast lächerlich vorkommen?
Die Hürden, vor denen ich stand, waren schon richtige Hürden. Es hat mir aber auch eine gewisse Ernsthaftigkeit gelehrt, dass ich mein Herzensprojekt wirklich ernst nehme. Und solche Prüfungen kommen immer wieder aufs Neue in bestimmten Entwicklungsphasen, wenn man einen neuen Schritt gehen muss oder will.
Würdest du dich als eine Person mit einem tiefen Grundvertrauen einschätzen oder musstest du einfach durch diese ganzen Unsicherheiten durch?
Ich glaube beides. Ich glaube daran, dass es etwas Größeres gibt, das uns hält. Ich glaube auch, dass es einen höheren Seelenplan gibt. Das es darum geht, dass wir hier etwas zu lernen haben und bestimmte Erfahrungen machen sollen. Vertrauen spielt dabei eine große Rolle.
Aber Vertrauen ist nicht mit Naivität gleichzusetzen. Man kann nicht davon ausgehen, das Universum sorgt schon für mich und füllt mein Bankkonto. Wir müssen schon unsere Arbeit machen und dann sorgt das Universum auch für seinen Teil. Indem ich etwas tue, setze ich ein Zeichen. Ich bereite den Raum und die Schöpfung tut dann das ihre dazu.
Ich fühle mich unglaublich beschenkt mit allem, was durch die newslichter in mein Leben gekommen ist, das es schon ganz besonders.
Du hast also das Gefühl, dass etwas zu dir zurückfließt von alldem, was du in die Welt gibst?
Ja, unbedingt. Und es wird immer magischer. Es ist alles durchlässiger geworden. Ich beschäftige mich mit einem Thema und „zack“ kommen dazu Informationen in einer Mail oder Menschen sprechen mich zu dem Thema an. Und vielleicht habe ich sogar nur an eine Sache gedacht und noch nichts getan. Irgendetwas in unserem Energienetz ist anders, durchlässiger geworden.
Was wäre dein Traum für die Zukunft – wo werden die newslichter in fünf Jahren stehen?
Diese Vision habe ich schon sehr klar entwickelt. Ich möchte newslichter gerne erweitern und jemand mit ins Boot holen, um nicht immer alles alleine machen zu müssen.
Wir haben manchmal schon 14.000 LeserInnen am Tag, aber es könnten ja noch viel mehr werden. Mit einem Team könnte ich größer denken - es könnten dann auch 40.000 Leser am Tag sein.
Würdest du heute etwas anders machen?
Ich würde nicht so früh über mein Projekt reden oder mit weniger Menschen darüber reden, weil man dann weniger verunsichert werden kann. Ich hätte mich aber auch besser früher mit einigen Menschen beraten und ihre Sachkunde eingeholt. Also wirklich Experten zu fragen, wie man etwas macht, und nicht einfach drauf losgehen und alles so machen, wie ich es für richtig halte.
Warum glaubst du, funktioniert dein Projekt?
Weil die Menschen sehen, dass kein Roboter oder ein großer Verlag hinter den newslichtern steht, sondern dass ein sichtbarer Mensch und viele AutorInnen, die wirklich hinter der Idee der guten Nachrichten stehen.
Dabei gibt es vielleicht noch einen wichtigen Hinweis. Es gibt ja viele Menschen - gerade in der Mitte des Lebens - die merken, beruflich ist es nicht so die Lösung, was sie gerade machen. Sie sollen sich dann überlegen, was ist eigentlich die Essenz der Arbeit, die sie gerne machen und wie können sie diese Essenz in eine andere Form bringen. Dann kann man oft in einer ähnlichen Arbeit bleiben, aber vielleicht mit einer anderen Ausrichtung und muss den Beruf nicht komplett ändern.
Es ist wichtig zu schauen, was einem immer schon Freude gemacht hat. Denn ohne die Freude bringt Frau kein Herzensprojekt in die Welt.
Das Gespräch mit Bettina Sahling fand statt bei der Recherche für mein aktuelles Buch. Darin und in meinem Blog findest du weitere Herzensprojekte:
Kategorien: Herzensprojekte | Schlagworte: Mut, persönliche Entwicklung